Die
gastrointestinalen Tumore (GIT) gehören bei Männern und Frauen zu den
zweithäufigsten bösartigen Tumoren. Der Dick- und Enddarmkrebs steht mit
70 000 Neuerkrankungen pro Jahr an erster Stelle der GIT, gefolgt vom
Magenkrebs mit ca 20 000 Neuerkrankungen pro Jahr, dem
Bauchspeicheldrüsenkrebs ( 12 000 Neuerkrankungen pro Jahr ) und dem
Speiseröhrenkrebs ( 5000 Neuerkrankungen pro Jahr). Leber-,
Gallenblasen- und Gallengangskarzinome sind dagegen sehr viel seltener.
Die Behandlung der GIT besteht – wo immer möglich – in der kompletten
operativen Entfernung. Hat der Tumor bereits auf Nachbarorgane
übergegriffen oder sind umgebende Lymphknoten von Tumorzellen befallen,
besteht ein erhöhtes Risiko des Wiederauftretens von
Tumormanifestationen (Rezidivrisiko) in den ersten Jahren nach der
Operation. Bei bestimmten Tumoren kann dieses Rezidivrisiko durch eine
Chemotherapie im Anschluß an die Operation (adjuvante Chemotherapie)
deutlich gesenkt werden.
Beim Dickdarmkrebs mit befallenen Lymphknoten ist die adjuvante Chemotherapie heute internationaler Standard. Sie wird entsprechend den für Deutschland geltenden Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) durchgeführt. Die Behandlung erstreckt sich über einen Zeitraum von insgesamt 6 Monaten. Beim Enddarmkrebs besteht die adjuvante Therapie in einer Kombination von Bestrahlung und Chemotherapie (Radio-Chemotherapie). Dabei ist man bestrebt die Bestrahlung möglichst vor der Operation anzuwenden (neo-adjuvante Therapie).
Die Radio-Chemotherapie wird in Kooperation mit der Klinik
für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universität Mainz
durchgeführt. Beim Speisenröhrenkrebs mit befallenen Lymphknoten
verbessert eine neoadjuvante Radio-Chemotherapie ebenfalls die
Behandlungsergebnisse. Adjuvante Chemotherapien bei Magen- und
Bauchspeicheldrüsenkrebs sind z.Zt. (noch) kein Behandlungsstandard; sie
sind bei Hochrisikokonstellation zu empfehlen. Bei GIT, bei denen
bereits Absiedlungen (Metastasen) in anderen Organe vorliegen, die nicht
operativ entfernt werden können, ist grundsätzlich eine Chemotherapie
aus palliativer Indikation angezeigt. Anders als noch vor 15 Jahren
stehen heute eine ganze Reihe wirksamer Chemotherapeutika zur Verfügung,
die gerade bei Dickdarmkrebs neben der Linderung von Beschwerden das
Leben verlängern können. Hinzugekommen sind in den letzten Jahren sog.
Biologische (Biologicals) Medikamente wie z.B. Tumorantikörper, die
gezielt Strukturen in der Tumorzelle angreifen. Diese Medikamente werden
in der Regel mit herkömmlichen Chemotherapeutika kombiniert und
verbessern die Effektivität der Behandlung deutlich.
Welche Medikamente zum Einsatz kommen hängt immer von der individuellen Situation ab und muß mit jedem einzelnen Patienten besprochen werden, insbesondere auch was die zu erwartenden Nebenwirkungen der Behandlung betrifft. Sämtliche Chemotherapien bei GIT werden ambulant durchgeführt; ein Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig. Gegen das früher gefürchtete chemotherapieinduzierte Erbrechen stehen heute hochpotente Medikament zur Verfügung; die alle Patienten vorbeugend erhalten.
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